kulturschock rückwärts oder: Ist das jetzt das Post-Erasmus-Syndrom?

31 Tage auf deutschem Boden, der Erfahrungsbericht ist geschrieben und ich komme nicht so richtig an. Wie einfach ist es, wegzugehen im Vergleich zum zurückkommen? Gerade jetzt könnte ich eine International-Party mit gleichgesinnten depressiv verstimmten Ex-Erasmusstudenten gebrauchen, einen "Welcome-back-and-try-to-realise-Abend", eine "Alle sind wie vorher, nur ich bin anders geworden-was tun?-Diskussionsrunde" oder eine Selbsthilfegruppe zum Thema "Wie soll ich eine so intensive Erfahrung in ein paar Sätzen beschreiben?".
Und so herzlich und liebevoll mich auch alle hier umsorgen und willkommen heißen: Ein grippaler Infekt plus Melancholie haben mich fest in der Hand. Ich träume auf Dänisch, reise in der Nacht durch verschiedene Länder und verarbeite die meisten Dinge erst hier in Deutschland. Straßennamen meiner eigenen Stadt fallen mir nicht mehr ein, ich verfahre mich und wundere mich, wenn ich als einzige an der roten Ampel stehe und fünf Minuten mit einer Engelsgeduld auf das grüne Signal warte. Manche Sätze überlege ich mir in Englisch und Dänisch bis ich feststelle, dass ja alle Deutsch verstehen. Während andere mir von hohen Preisen erzählen, denke ich nur: Wie günstig, 12 Euro für einen Biowein! Und die Menschen... Sie fehlen mir so. Einfach jemanden von Himmelhaven in der Stadt treffen, am Meer mit Johanne spazieren gehen, Tee mit Anna trinken, mit Søren über seinen neuen Sac lachen, Hesters Engagement bestaunen, mit Ludvig Fußball spielen oder Yoga machen, mit Anders Aussprache üben oder mit Clemens Musik tauschen. Nannas Herzlichkeit, Mette-Maries Offenheit, Kirstens Wärme.
Ach, Århus. Kom tilbage til mig, jeg elsker kun dig.
ingapopinga - 24. Feb, 19:58